Dezember – Februar
Heile Welt?
Eine heile Welt, die wünscht man sich nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit. Das sieht man schon daran, dass die meisten erfolgreichen Filme ein Happy End haben, in dem das „Böse“ besiegt und alle anderen glücklich in die Kamera lächeln: „Friede, Freude, Lebkuchen“. Doch in der Wirklichkeit sehen wir sehr deutlich, dass diese Welt alles andere als „heil“ ist und das nicht erst seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Krisen wie Pandemien, aber auch Dürren und Überschwemmungen sind an der Tagesordnung. Dagegen heißt es im Monatsspruch für Dezember: „Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“ Jes.11,6 Auf den ersten Blick klingen diese Worte absurd: Der Wolf findet keinen Schutz beim Lamm. Er frisst es! Ja, der stärkere frisst den schwächeren – das ist normal in dieser Welt. Und doch steckt hinter diesen Worten des Jesaja die Sehnsucht einer heilen Welt, einer Welt, in der nicht mehr gilt: Fressen und gefressen werden; einer Welt, in der es keine Gefahren mehr gibt; keine Kriege, keine Gewalt, kein Unrecht, kein Tod. Eine Welt, in der ein kleiner Junge Löwe und Kalb zusammen weiden kann. Klingt das weltfremd? Nun „Weltfremd“- im Sinne von „himmlisch“ ist auch die Vorstellung, dass sich der allmächtige Gott klein und schwach macht und als verletzliches Baby auf die Erde kommt. „Fremd“ in einer Welt, wo der stärkere den schwächeren frisst, ist die Vorstellung, dass Gott sich selbst arm macht, weil er uns ein reiches, ein erfülltes Leben in der Gemeinschaft mit ihm geben will. Mit der Geburt von Jesus, mit Weihnachten, wird deutlich: Die heile Welt ist nicht nur ein schöner Traum. Denn auch wenn diese Welt, alles andere als heil ist, seit Weihnachten ist Jesus in ihr heilsam- heute unsichtbar – aber spürbar unterwegs. Auch in Ihrem Leben wird er heilsam wirken, wenn Sie sich ihm anvertrauen. Das hat auch Dietrich Bonhoeffer so erfahren. In einer alles anderen als heilen Welt, 1944, nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler, in einem vom Krieg zerstörten Land, die eigene Hinrichtung vor Augen konnte Dietrich Bonhoeffer dennoch schreiben: „Von guten Mächten wunderbar geborgen. Erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Die Geborgenheit, die ich jetzt schon in der Gemeinschaft mit Gott erfahren kann: Sie ist ein Vorgeschmack auf die heile Welt, die kommt.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in den kommenden Wochen etwas von dieser weihnachtlichen Geborgenheit spüren! Ihr P. Hannes Koch
September – November
Gott ist kreativ!
Es ist früh morgens, halbsechs deutscher Zeit. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber es dämmert schon. Eine Giraffe geht, nein, sie „schreitet“ elegant über das Feld. Ein wunderschöner Anblick! Wir sind im Serengeti National Park in Tansania. Die Eleganz der Giraffe beeindruckt mich. Mit so langen Beinen muss man doch schnell fallen, denke ich. Die Verletzungsgefahr muss doch sehr hoch sein. Später zeigt mir ein Wildhüter einen alten Knochen eines Giraffenbeins. Der Knochen ist unglaublich hart. „Auch ein Nilpferd kann den nicht durchbeißen,“ erklärt mir der Student aus dem Serengeti Park.
Und so staune ich wieder, staune über die schöne und weise Schöpfung Gottes. So wie es in der Offenbarung heißt: „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ Wunderbar ist die Schöpfung von Gott gemacht. „Unsinn!“ mögen manche widersprechen.
„Das war nicht Gott, das war die Evolution! Durch einen langen Prozess hat sich in der Natur alles entwickelt, auch das lange, strapazierfähige Bein der Giraffe!“ Nun auch wenn ich die Evolution, die Entwicklung des Lebens annehme, kann ich damit noch nicht das Leben an sich erklären. Außerdem: die Fähigkeit, dass sich Leben entwickelt kann, ist doch auch ein riesiges Wunder! Oder nicht? Ich verstehe nicht, warum sich Evolution und Gottes Wirken ausschließen sollten. Ja, genau dieses „Ausschließen“ finde ich sehr unwissenschaftlich! Und so staune ich weiter über Giraffen, andere Tiere, Pflanzen, die Schöpfung. Der Gott, der dies alles entstehen/entwickeln ließ, dieser Gott muss eine wunderbare Phantasie haben.
Ja, Gott ist kreativ! Und das gilt auch für die Gestaltung unseres Lebens. Wenn Gott so wunderbare Ideen für die Schöpfung hat, dann hat er sie auch für meinen Lebensweg. So ermutigt mich die Schöpfung, mein Leben Gott anzuvertrauen. Wie es in der Offenbarung heißt: „Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ Gott ist kreativ, er hat immer einen Weg, auch für dich und dein Leben. Ihr P. Hannes Koch
Juni – August
Predigt: Ist das Leben ein Marathon?
Es könnte ja alles ganz einfach sein: Herr Putin und seine Regierung sieht ein, dass der Angriff auf die Ukraine falsch war und zieht alle seine Truppen zurück. Damit wäre der Schaden und Leid, was dieser Krieg bisher verursacht hat, nicht geheilt, aber immerhin würde dann kein weiteres Unheil hinzukommen.
Ja, es könnte so einfach sein in China, Nordkorea, Mali und viele anderen Ländern, in denen Gewalt herrscht.
Es könnte auch so einfach sein, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unfrieden in der Familie, Konflikten in der Partnerschaft: Man müsste nur auf einander zu gehen, um Verzeihung bitten und Verzeihen,
Kompromisse suchen. Ja, es könnte so einfach sein…ist es aber nicht; weil Hass, Stolz oder irgendein Wahn eine Versöhnung verhindern und das macht viele ratund hilflos. Gilt am Ende doch das Recht des Stärkeren?
Beim Ukrainekonflikt versucht der Westen mit Sanktionen und Waffenhilfe den Preis für Putin so hoch zu treiben, dass er nachgibt. Für die Ukrainerinnen und Ukrainer hoffe ich, dass diese Rechnung aufgeht.
Denn es wäre für die Menschen schon ein Riesen-Gewinn, wenn das Misshandeln, Morden und Bombardieren aufhört. Doch wie kommt es zu dauerhaftem Frieden?
Zu nachhaltigem Frieden gehört etwas, was wir nicht erzeugen, was wir auch nicht erzwingen können: Eine friedliche Gesinnung. Der Wunsch nach Frieden, ja die Bereitschaft für den Frieden etwas zu tun, auch über den eigenen Schatten zu springen: Diese Bereitschaft können wir einem Menschen nicht einprogrammieren – aber Gott
kann das. Gott kann Menschen zufrieden machen, zum Frieden bringen. Er tut dies durch seinen Geist.
Das Gottes Geist in den Herzen der Menschen positives wirkt, dass feiern wir an Pfingsten.
So heißt es in der Bibel im Galaterbrief:
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede…“
Gal.5,22a
Gemeint ist hier: Gott kann unser Denken und Fühlen durch seinen Geist so beeinflussen, dass wir einen inneren Frieden haben und uns für äußeren Frieden einsetzen. So ist es meiner Meinung nach kein Zufall das der Heilige Geist und der Friede das gleiche Symbol haben: Die Taube.
Allerdings: Wie eine Taube nach einem Platz Ausschau hält, wo sie landen kann,
so wartet auch der Heilige Geist darauf, dass wir ihn einladen zu uns zu kommen, uns zu beeinflussen. So können wir gerade jetzt beten:
„Komm Heiliger Geist! Lande bei uns! Wirke Frieden bei uns und anderen.“
Ein gesegnetes Pfingstfest! Ihr P. Hannes Koch
März – Mai
Predigt: Ist das Leben ein Marathon?
Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon“ So lautet ein Sprichwort. M.a.W.: Du musst einen langen Atem, du musst Geduld haben. Leicht gesagt! Wir sind heute gewohnt auf Dinge nicht lange warten zu müssen. Wir erwarten schnelle Lieferung! Mir wird das deutlich, wenn ich Paketdienste in Aktion sehe. Da denke ich oft: „Oh Mann, die haben echt Stress! Da muss Mann/Frau so viele Pakete austragen.“ Ja, wir sind heute gewohnt, sehr schnell alles geliefert zu bekommen. Bei Lieferschwierigkeiten – wie zurzeit wegen Corona – da werden wir schon ungeduldig und fragen: „Warum dauert das so lange?“ Schnelle Lieferung erwarten Menschen auch von Gott. Wenn Gott nicht das gewünschte liefert, dann sind manche schnell enttäuscht und meinen: „Sich an Gott wenden, bringt ja doch nix!“ Dagegen lautet der Bibelvers für den Monat März: „Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.“ Eph.6,18
Mit anderen Worten: „Beten ist auch kein Sprint, sondern ein Marathon!“ Da gilt es dranzubleiben. Nun mögen nicht wenige Leser/innen denken: „Ich habe mit dem Beten längst aufgehört oder ich wende mich nur an Gott wenn ich in wirklichen Schwierigkeiten stecke. Doch der Monatsspruch fordert uns auf den Gesprächsfaden mit Gott wieder aufzunehmen und regelmäßig zu beten. Warum? Nun: Weil sich beten immer lohnt. Beten lohnt sich, weil Gott oft tatsächlich in kurzer Zeit meine Gebete erfüllt. Leider vergessen wir das sehr schnell. Darüber hinaus lohnt es sich aber auch geduldig zu beten, weil sich Gott manchmal Zeit lässt. Oh, Gott trödelt nicht. Nur manchmal dauert es, bis wir und die Zeit reif für etwas ist. Deshalb: Weiter beten und darauf vertrauen, dass Gott der Meister des richtigen „Zeitpunkts“ ist. Tatsächlich gibt uns Gott aber manchmal auch nicht, um was wir bitten. Das heißt aber nicht, dass Gott uns nicht hört.Der Dichter und Lebemann Oscar Wilde hat mal gesagt: „Gott wird, wenn er uns strafen will, unsere Gebete erhören.“ Wilder meinte damit, dass wir um Unsinn bitten und die Erfüllung uns nicht guttut. Das stimmt so nicht. Ja, ich denke, viele Menschen bringen nur allzu verständliche Anliegen zu Gott, z.B. wenn wir für Kranke beten. Und doch werden nicht alle diese verständlichen Anliegen und Wünsche von Gott erfüllt. Warum nicht? Ich weiß es nicht, aber Gott weiß es! Ja ich bin überzeugt, es lohnt sich sogar zu beten, wenn wir nicht bekommen um was wir bitten. Denn Gebet ist keine Bestellung, ja Beten ist auch mehr als das Aufsagen einer Wunschliste. Gebet ist Kontaktaufnahme, ist Begegnung mit Gott.
Und allein dieser Kontakt, diese Begegnung mit Gott bereichert mein Leben. Das Gebet trägt also einen Wert in sich. Ich erinnere mich an die Zeit als ich als Student meine Eltern besuchte. Als ich dann nach ein paar Tagen wieder von ihnen weg fuhr, fand ich später in meinem Kofferraum Leckereien und eine Flasche Wein: Ich hatte nicht darum gebeten. Meine Eltern hatten es mir einfach so zugesteckt. Ähnlich ist es, wenn wir Kontakt mit Gott halten, dann steckt er uns etwas zu in unserem Herzen: Frieden, Liebe, Zufriedenheit. Wenn du regelmäßig betest, wirst du merken: Es verändert sich dadurch nicht nur etwas in deinem Leben; das Gebet verändert auch dich.
Das gilt gerade auch, wenn du nicht für dich, sondern für Mitmenschen betest. So formuliert Hermann von Bezzel sehr treffend: „Durch Gebete weicht der Staub von der Seele und die Last vom Gewissen und die Angst aus dem Herzen.“ Deshalb gilt: Wer betet empfängt immer und sehr oft auch, dass worum er/sie bittet. In diesem Sinne wünsche ich ihnen gewinnbringende Gespräche mit Gott.
Ihr P Hannes Koch